Der Este Herman Simm sitzt im Gefängnis, weil er für Rußland spioniert hat und als der größte „Fisch“ in der Bündnisgeschichte gilt. So schrieb jüngst Spiegel online und veröffentlichte ein Interview.
Spionage und Geheimdienst sind nicht nur regelmäßig spektakuläre Themen für das Kino. Bei 007 ist es in der Regel keine Schwierigkeit, zwischen gut und böse zu unterscheiden und dem Kampf der Parteien zu folgen. Bei „Mission Impossible“ stellt sich schon eher die Frage, welche Mission da eigentlich unmöglich sein soll. Aber zurück in die Realität. Ob nun der Alltag der Agenten ganz oder teilweise so spannend ist wie ihre Hollywood Darstellung, mag dahingestellt sein. Publikationen in der Presse spielen jedoch allemal mit dem Wechsel zwischen Wirklichkeit und Fiktion oder Projektion.
So darf Simm Spiegel online auf die Frage, warum beim Interview zwei estnische Sicherheitspolizisten anwesend sind, völlig unkommentiert sagen, er gelte als dicker Fisch. Danach wird Simm schon gefragt, warum er so gut deutsch spricht. Was tut das zur Sache? Welchen Nutzen soll das bei seiner Tat gehabt haben? In Estland sprechen viele Menschen gut deutsch, nicht nur solche, die in Deutschland Verwandte haben, wie Simm von sich behauptet. Spiegel online erwähnt im weiteren Verlaufe des Gespräches mehrfach die Reaktion der Anwesenden und Wortwechsel in Estnischer Sprache. Während davon auszugehen ist, daß die Spiegel online Vertreter kein Estnisch verstehen, geben sie gleichzeitig keine Auskunft darüber, ob die Beobachter ihrerseits Deutsch verstehen. Aus dem Kontext geht einzig hervor, daß das Gespräch offensichtlich auf Deutsch geführt wurde.
Anschließend wird Simm nach seiner Karriere befragt mit dem Ziel, den Zeitpunkt seiner Anwerbung herauszufinden. Simm meint, daß der KGB in der Sowjetzeit keine Polizisten anwerben durfte. Erst nachdem er wegen falscher Beschuldigungen Mitte der 90er Jahre als Polizeichef entlassen worden war, sei er aus Frust während eines Urlaubs in Tunesien auf ein Angebot eingegangen. Dies vorgeblich vor dem Hintergrund von Drohungen gegen das Wohl seiner Tochter.
Und dann geht das Gespräch zurück zu seiner Karriere, wo Spiegel online sich über den anschließenden Aufstieg im Verteidigungsministerium erkundigt, den Simm abwiegelt. Immerhin gibt er auf Nachfrage zu, daß es anfangs schwierig und mit jeder höheren Position immer einfacher gewesen sei, Informationen aus der Behörde zu schmuggeln.
Simm meint, es sei ein Leben auf des Messers Schneide gewesen. Er sei bereits nervös geworden, einen Menschen zwei Mal am Tag zu treffen, habe sich aber bei guter Musik und guten Filmen zu entspannen verstanden.
Als es im Gespräch schließlich um seine konkrete Arbeit geht, mischen sich die Beobachter ein. Simm fragt die Journalisten, zu welcher Geheimhaltungsstufe sie Zugang hätten, was die Gefragten damit beantworten, in ihrem Berufsstand überhaupt keinen Zugang zu haben. Wäre dieser Wortwechsel nötig gewesen? Während die Redakteure ihr Unverstänsnis äußern, behauptet Simm, die Beobachter hätten dies so verlangt.
Zwei weitere derartige Unterbrechungen vermeldet Spiegel obline, während es um die technische Abwicklung des Kontaktes geht. Simm entschuldigt sich und erklärt auf die Frage, was er sagen dürfe, daß er eigentlich gar nichts sagen dürfe und gerade 46 Tage Einzelhaft hinter sich habe – nachdem Spiegel online das Interview beantragt hatte, so zumindest behaupten es die Redakteure.
Abschließend meint Simm, daß er durch die Reaktion seiner Kontakte und Gerüchte geahnt habe, bald verhaftet zu werden. Doch damals habe es keinen Ausweg gegeben. Im Westen hätte man ihn gesucht, den Russen aber habe er nicht getraut.
Lustig nur, daß gegen Ende Spiegel online die Muttersprache von Simm in kursiv plötzlich als Estländisch bezeichnet. Zum Glück ist das Interview nicht auf Deutschländisch publiziert worden.
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