Ein Kommentar von Māra Libeka in der Zeitung „Latvijas Avīze“ vergangene Woche beginnt mit der Vermutung, der Regierung von Ivars Godmanis sei es sicher unbekannt, daß es viele geschiedene Familien im Lande gibt und die Mütter ihrer Kinder alleine erziehen, weil sich der Vater entweder lieber zu Tode saufe oder aber auf der Suche nach dem Glück ins Ausland entschwunden sei.
So könnte ein Artikel über soziale Probleme in Lettland beginnen, aber es geht der Autorin um die Bildung – ein leidiges Thema nicht nur in Lettland.
Während die öffentliche Diskussion über Studiengebühren in Deutschland noch ein Thema in Wahlkämpfen ist und der geschäftsführende hessische Ministerpräsident Roland Koch diese auf Beschluß des Landtages wieder abschaffen mußte, gibt es in Lettland vergleichbare Diskussionen nicht.
Bei weitem nicht alle jungen Menschen können in einer der staatlichen Hochschulen studieren, und selbst dort studieren nicht alle auf einem sogenannten Budgetplatz, also ohne für das Studium bezahlen zu müssen. Folglich wird also der Löwenanteil der jungen Menschen für ihre Ausbildung zur Kasse gebeten. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, daß nach 50 Jahren Sowjetherrschaft eine duale Ausbildung wie etwa in Deutschland, landläufig auch Lehre genannt, wo der Auszubildende in einem Betrieb oder einer Behörde lernt und zwischenzeitlich für die theoretischen Fächer die Berufsschule besucht, nicht gibt.
Ministerpräsident Ivars Godmanis hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Probleme des Landes in den Griff zu bekommen. Keine Vorgängerregierung war bereit gewesen, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken und zu erklären, daß eine Volkswirtschaft nicht funktionieren kann, wenn vom Eigenheim über das Auto bis hin zu Waren des alltäglichen Bedarfes mehr über Kredite finanziert wird, als das Land erwirtschaftet.
Der Kommentar rechnet nun vor, daß dieses Jahr Minderjährige aus dem Fond für jene Jugendliche, für deren Unterhalt die Familie nicht aufkommt, vom Staat 45 LVL (1LVL = 1,50 €) erhalten und diese Summe 2009 auf immerhin 53 LVL steige. Dies aber nur bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, während gleichzeitig die mittlere Bildung (vidēja izglītība), das ist in Lettland die Vollendung der Mittelschule oder eines Gymnasiums, also „Hochschulreife“, normalerweise im Alter von 19 Jahren erfolgt.
Kulturministerin Helēna Demokavoa habe angeblich gesagt, daß Godmanis nicht herzlos sei. Dennoch bleibt er standhaft und erhöht die Summe nicht, obwohl jedes Jahr aufgrund verbesserter Datenbasis der Staat das realen Einkommen der Eltern besser nachvollziehen könne und dementsprechend mehr und mehr seiner Ausgaben auch wieder zurückbekomme. Auch Familien- und Jugendminister Ainars Baštiks habe bislang nicht gewagt, diese Forderung zu erheben.
So stellt Libeka die Frage, ob Godmanis nicht aufgefallen sei, daß Jugendliche mit „schwierige Köpfen“, sie meint intellektuell weniger Begabte, bereits früh in geringqualifizierten Jobs ihren Unterhalt selbst verdienen können, während eine Kindergärtnerin mit 350 LVL Monatseinkommen kaum in der Lage sei, zwei Kindern ein Studium zu finanzieren.
Folglich sind viele begabte und motivierte Sprößlinge aus minderbemittelten Familien bereits während des Studiums zur Arbeit gezwungen, damit ihnen die Bank überhaupt einen Kredit gewährt. Es sei deshalb nicht verwunderlich, so wird weiter argumentiert, daß 45% der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren erklärten, daß sie in den kommenden zwei Jahren planten, im Ausland eine Arbeit aufzunehmen.
So berechtigt diese Kritik in weiten Teilen ist, der Staat in Lettland muß sparen. Dies in der Bildung zu tun, wird auch in anderen Ländern kritisiert. In Lettland wäre aber eine Evaluation der Qualität der Bildung mindestens ebenso erforderlich, denn leider haben viele der privaten Bildungseinrichtungen, die nach der Unabhängigkeit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, zu Recht einen fraglichen Ruf. Da Mama und Papa ihre Kinder in Ermangelung anderer Bildungsmöglichkeiten auf alle möglichen „Institute“ schicken, auch wenn eine Motivation zur Bildung kaum vorhanden ist, sind viele dieser Einrichtungen Diplomverteilstationen, in denen ein Papier mehr gegen Geld als durch Leistung erworben ist, welches dieses Geld wert ist?
So könnte ein Artikel über soziale Probleme in Lettland beginnen, aber es geht der Autorin um die Bildung – ein leidiges Thema nicht nur in Lettland.
Während die öffentliche Diskussion über Studiengebühren in Deutschland noch ein Thema in Wahlkämpfen ist und der geschäftsführende hessische Ministerpräsident Roland Koch diese auf Beschluß des Landtages wieder abschaffen mußte, gibt es in Lettland vergleichbare Diskussionen nicht.
Bei weitem nicht alle jungen Menschen können in einer der staatlichen Hochschulen studieren, und selbst dort studieren nicht alle auf einem sogenannten Budgetplatz, also ohne für das Studium bezahlen zu müssen. Folglich wird also der Löwenanteil der jungen Menschen für ihre Ausbildung zur Kasse gebeten. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, daß nach 50 Jahren Sowjetherrschaft eine duale Ausbildung wie etwa in Deutschland, landläufig auch Lehre genannt, wo der Auszubildende in einem Betrieb oder einer Behörde lernt und zwischenzeitlich für die theoretischen Fächer die Berufsschule besucht, nicht gibt.
Ministerpräsident Ivars Godmanis hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Probleme des Landes in den Griff zu bekommen. Keine Vorgängerregierung war bereit gewesen, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken und zu erklären, daß eine Volkswirtschaft nicht funktionieren kann, wenn vom Eigenheim über das Auto bis hin zu Waren des alltäglichen Bedarfes mehr über Kredite finanziert wird, als das Land erwirtschaftet.
Der Kommentar rechnet nun vor, daß dieses Jahr Minderjährige aus dem Fond für jene Jugendliche, für deren Unterhalt die Familie nicht aufkommt, vom Staat 45 LVL (1LVL = 1,50 €) erhalten und diese Summe 2009 auf immerhin 53 LVL steige. Dies aber nur bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, während gleichzeitig die mittlere Bildung (vidēja izglītība), das ist in Lettland die Vollendung der Mittelschule oder eines Gymnasiums, also „Hochschulreife“, normalerweise im Alter von 19 Jahren erfolgt.
Kulturministerin Helēna Demokavoa habe angeblich gesagt, daß Godmanis nicht herzlos sei. Dennoch bleibt er standhaft und erhöht die Summe nicht, obwohl jedes Jahr aufgrund verbesserter Datenbasis der Staat das realen Einkommen der Eltern besser nachvollziehen könne und dementsprechend mehr und mehr seiner Ausgaben auch wieder zurückbekomme. Auch Familien- und Jugendminister Ainars Baštiks habe bislang nicht gewagt, diese Forderung zu erheben.
So stellt Libeka die Frage, ob Godmanis nicht aufgefallen sei, daß Jugendliche mit „schwierige Köpfen“, sie meint intellektuell weniger Begabte, bereits früh in geringqualifizierten Jobs ihren Unterhalt selbst verdienen können, während eine Kindergärtnerin mit 350 LVL Monatseinkommen kaum in der Lage sei, zwei Kindern ein Studium zu finanzieren.
Folglich sind viele begabte und motivierte Sprößlinge aus minderbemittelten Familien bereits während des Studiums zur Arbeit gezwungen, damit ihnen die Bank überhaupt einen Kredit gewährt. Es sei deshalb nicht verwunderlich, so wird weiter argumentiert, daß 45% der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren erklärten, daß sie in den kommenden zwei Jahren planten, im Ausland eine Arbeit aufzunehmen.
So berechtigt diese Kritik in weiten Teilen ist, der Staat in Lettland muß sparen. Dies in der Bildung zu tun, wird auch in anderen Ländern kritisiert. In Lettland wäre aber eine Evaluation der Qualität der Bildung mindestens ebenso erforderlich, denn leider haben viele der privaten Bildungseinrichtungen, die nach der Unabhängigkeit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, zu Recht einen fraglichen Ruf. Da Mama und Papa ihre Kinder in Ermangelung anderer Bildungsmöglichkeiten auf alle möglichen „Institute“ schicken, auch wenn eine Motivation zur Bildung kaum vorhanden ist, sind viele dieser Einrichtungen Diplomverteilstationen, in denen ein Papier mehr gegen Geld als durch Leistung erworben ist, welches dieses Geld wert ist?
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