Nein, eigentlich bedarf es gewiß keines weiteren Kommentars zu wiederholen, was Karl-Theodor zu Guttenberg getan hat und wie darauf die politische Klasse und die Bevölkerung reagierten. Diebstahl, Täuschung, Falschaussage und Beurkundung falscher Tatsachen, alles schon gesagt. Daß man einen Doktortitel weder ruhen noch selbst ablegen kann, lassen wir einmal dahingestellt. Das halte ich in diesem Fall tatsächlich für eine Fußnote.
Wenig allerdings wurde darüber gesagt, wenigstens in den von mir konsumierten Medien, daß zu Guttenberg anfangs im Brustton der Überzeugung copy-paste grundsätzlich weit von sich wies. Aber welcher auch anderweitig viel beschäftigte Doktorand ist so dumm, sich gleich in der Einleitung mit fremden Federn zu schmücken. Das dünkt mich bei einer so eloquenten Person, welcher ich den Intellekt zur Erstellung einer tatsächlich selbst verfaßten Dissertation nicht abspreche, daß er möglicherweise selbst überrascht war. Unterstrichen wird meine Überraschung noch durch das Ausmaß der kopierten Textstellen. Das kann eigentlich auch bei einem neben dem Schreibtisch im Kinderbett schreien Kleinkind nicht passieren. Nur vereinzelt wurde die Frage aufgeworfen, ob zu Guttenberg den Text überhaupt selbst verfaßt hat.
Ins Gerede gekommen ist auch, daß Betreuer und Prüfungskommission nichts bemerkt haben wollen. Freilich: welcher Betreuer liest den Text seiner Doktoranden bis zum letzten Satz komplett? Und die Suche nach Plagiaten ist ohne die Hilfe von zumal nicht perfekter Software mit viel Aufwand verbunden. Zeitungsartikel könnte man vielleicht noch mit Hilfe einer elektronischen Variante des Manuskriptes selbst mit der Methode copy-paste und dem Instrument Google aufzuspüren versuchen. Das ist meine Praxis. Aber hier mag man noch der Vermutung anhängen, daß an der Universität dem adeligen Sprößling das Kopieren niemand zugetraut hat. Sollte die Arbeit jedoch tatsächlich so viele Stilbrüche haben, wie dies in der Presse kolportiert wird – ich habe die Dissertation selbst nicht in den Händen gehalten – hätte dies mindestens dem Betreuer auch bei auszugsweiser Lektüre auffallen müssen, und das spricht dafür, daß er die Arbeit nicht wirklich gelesen hat.
Doch ungeachtet dessen scheint das Plagiat ein Faktum zu sein, und welche rechtlichen Folgen dies für den angeblichen Autor haben wird, mag dahingestellt sein.
Aus politologischer Sicht ist der politische Aspekt dieser Affäre interessanter. In der Bevölkerung, in den Medien und vielfach auch in der Politikwissenschaft werden meistens die Politiker gescholten, nur selten die Bürger. Man kann viel über die Werte des deutschen Bürgertums, des Adels und der politischen Klasse lamentieren. Letztendlich vertrete ich die Ansicht, daß die weiße Weste eines Politikers nicht immer so wichtig ist, wie eine gute Arbeit. Ein durch und durch ehrlicher Mensch kann für sein Land mitunter weniger tun.
Aber wie steht es mit den politik- oder auch politikerverdrossenen Bürgern? Ich meine gar nicht, daß viele bereit sind, zu Guttenberg das Fehlen zu verzeihen und sicher viele auch den Unterschied zwischen Abschreiben bei einer Klassenarbeit und dem Plagiattieren einer Dissertation nicht verstanden haben. Schwamm drüber. Wenn aber die Sekretärin von zu Guttenbergs Abgeordnetenbüro in Berlin im Deutschlandfunk freimütig von einer promovierten Anruferin berichtet, die unter Tränen gesagt habe, „wir haben doch alle geschummelt“, dann werde ich hellhörig. Eine lange Reihe junger Wissenschaftler hatte der Kanzlerin ihren Protest unterbreitet. Wieso meint die Anruferin, von „den Doktoranden“ sprechen zu dürfen, wenn sie in Wahrheit nur von sich und vielleicht noch ihrer Clique spricht?
Und das leitet über zum Gedanken, was eigentlich die Leute alle so toll an zu Guttenberg finden, daß alle die, die sonst gegen die Politiker mit der moralischen Keule lamentieren, plötzlich nichts dagegen haben, von einem Dieb und Lügner regiert zu werden? Die Nachmittags-Talkshows sind voll von Gebrüll, wo wer wann im privaten Bereich es mit der Wahrheit nicht ganz so genau genommen hat und damit Beziehungen und Familienbande in Gefahr bringt. Wieso gilt eine vergleichbare Anforderung plötzlich für zu Guttenberg nicht?
Hat zu Guttenberg neben seinen Verfehlungen etwas für diese Zuneigung geleistet? Er hat sich gegen die staatliche Rettung von Opel eingesetzt, später in bezug auf Afghanistan von Krieg gesprochen und die Aussetzung der Wehrpflicht verantwortet. Seine jüngsten Pläne zur Bundeswehrreform wurden jedoch sogar im Kanzleramt gerügt. Aufgefallen ist zu Guttenberg hingegen mit seinem Besuch samt Gattin und Talkshow bei den Soldaten. Bei denen kam das Medienberichten zu Folge gut an, in intellektuellen Kreisen jedoch weniger.
Und hierin liegt der nächste interessante Aspekt. Ein intelligenter Mann aus gutem Hause, der im Gegenteil zur Floskelsprache à la Merkel wie, „ich bin der festen Überzeugung“, so eloquent ist, daß er wie gedruckt ins Mikrophon zu formulieren in der Lage ist. Trotzdem ist er in seiner kurzen Amtszeit in zwei Ministerien keineswegs durch das Nutzen dieser Fähigkeit aufgefallen. Während auch der private Teil seines Lebens regelmäßig Thema der Bild-Zeitung war, erinnere ich mich nicht, ihn auch nur je in einer der vielen Polit-Talkshows gesehen zu haben, deren Langeweile oftmals auch daher rührt, daß Gäste wie Wolfgang Bosbach oder Gregor Gysi häufig zu ähnlichen Fragen über mehrere Tage hinweg in verschiedenen Kanälen auftauchen.
Zu Guttenberg ist dank seiner plötzlichen Karriere in Folge des CSU-Desaster in Bayern und des plötzlichen Rücktritts von Michael Glos in der Politikerriege ungewöhnlich jung. Junge Menschen sind meist attraktiver als ältere, zu Guttenberg gelt sich das Haar und mag Heavy Metal Musik. Sind das jetzt die Kriterien, die in den Augen des Volkes einen guten Politiker ausmachen? Der sowieso immer verhältnismäßig beliebte Frank-Walter Steinmeier stiegt in der Gunst der Bevölkerung, nachdem er seiner Frau eine Niere gespendet hatte.
Wenig allerdings wurde darüber gesagt, wenigstens in den von mir konsumierten Medien, daß zu Guttenberg anfangs im Brustton der Überzeugung copy-paste grundsätzlich weit von sich wies. Aber welcher auch anderweitig viel beschäftigte Doktorand ist so dumm, sich gleich in der Einleitung mit fremden Federn zu schmücken. Das dünkt mich bei einer so eloquenten Person, welcher ich den Intellekt zur Erstellung einer tatsächlich selbst verfaßten Dissertation nicht abspreche, daß er möglicherweise selbst überrascht war. Unterstrichen wird meine Überraschung noch durch das Ausmaß der kopierten Textstellen. Das kann eigentlich auch bei einem neben dem Schreibtisch im Kinderbett schreien Kleinkind nicht passieren. Nur vereinzelt wurde die Frage aufgeworfen, ob zu Guttenberg den Text überhaupt selbst verfaßt hat.
Ins Gerede gekommen ist auch, daß Betreuer und Prüfungskommission nichts bemerkt haben wollen. Freilich: welcher Betreuer liest den Text seiner Doktoranden bis zum letzten Satz komplett? Und die Suche nach Plagiaten ist ohne die Hilfe von zumal nicht perfekter Software mit viel Aufwand verbunden. Zeitungsartikel könnte man vielleicht noch mit Hilfe einer elektronischen Variante des Manuskriptes selbst mit der Methode copy-paste und dem Instrument Google aufzuspüren versuchen. Das ist meine Praxis. Aber hier mag man noch der Vermutung anhängen, daß an der Universität dem adeligen Sprößling das Kopieren niemand zugetraut hat. Sollte die Arbeit jedoch tatsächlich so viele Stilbrüche haben, wie dies in der Presse kolportiert wird – ich habe die Dissertation selbst nicht in den Händen gehalten – hätte dies mindestens dem Betreuer auch bei auszugsweiser Lektüre auffallen müssen, und das spricht dafür, daß er die Arbeit nicht wirklich gelesen hat.
Doch ungeachtet dessen scheint das Plagiat ein Faktum zu sein, und welche rechtlichen Folgen dies für den angeblichen Autor haben wird, mag dahingestellt sein.
Aus politologischer Sicht ist der politische Aspekt dieser Affäre interessanter. In der Bevölkerung, in den Medien und vielfach auch in der Politikwissenschaft werden meistens die Politiker gescholten, nur selten die Bürger. Man kann viel über die Werte des deutschen Bürgertums, des Adels und der politischen Klasse lamentieren. Letztendlich vertrete ich die Ansicht, daß die weiße Weste eines Politikers nicht immer so wichtig ist, wie eine gute Arbeit. Ein durch und durch ehrlicher Mensch kann für sein Land mitunter weniger tun.
Aber wie steht es mit den politik- oder auch politikerverdrossenen Bürgern? Ich meine gar nicht, daß viele bereit sind, zu Guttenberg das Fehlen zu verzeihen und sicher viele auch den Unterschied zwischen Abschreiben bei einer Klassenarbeit und dem Plagiattieren einer Dissertation nicht verstanden haben. Schwamm drüber. Wenn aber die Sekretärin von zu Guttenbergs Abgeordnetenbüro in Berlin im Deutschlandfunk freimütig von einer promovierten Anruferin berichtet, die unter Tränen gesagt habe, „wir haben doch alle geschummelt“, dann werde ich hellhörig. Eine lange Reihe junger Wissenschaftler hatte der Kanzlerin ihren Protest unterbreitet. Wieso meint die Anruferin, von „den Doktoranden“ sprechen zu dürfen, wenn sie in Wahrheit nur von sich und vielleicht noch ihrer Clique spricht?
Und das leitet über zum Gedanken, was eigentlich die Leute alle so toll an zu Guttenberg finden, daß alle die, die sonst gegen die Politiker mit der moralischen Keule lamentieren, plötzlich nichts dagegen haben, von einem Dieb und Lügner regiert zu werden? Die Nachmittags-Talkshows sind voll von Gebrüll, wo wer wann im privaten Bereich es mit der Wahrheit nicht ganz so genau genommen hat und damit Beziehungen und Familienbande in Gefahr bringt. Wieso gilt eine vergleichbare Anforderung plötzlich für zu Guttenberg nicht?
Hat zu Guttenberg neben seinen Verfehlungen etwas für diese Zuneigung geleistet? Er hat sich gegen die staatliche Rettung von Opel eingesetzt, später in bezug auf Afghanistan von Krieg gesprochen und die Aussetzung der Wehrpflicht verantwortet. Seine jüngsten Pläne zur Bundeswehrreform wurden jedoch sogar im Kanzleramt gerügt. Aufgefallen ist zu Guttenberg hingegen mit seinem Besuch samt Gattin und Talkshow bei den Soldaten. Bei denen kam das Medienberichten zu Folge gut an, in intellektuellen Kreisen jedoch weniger.
Und hierin liegt der nächste interessante Aspekt. Ein intelligenter Mann aus gutem Hause, der im Gegenteil zur Floskelsprache à la Merkel wie, „ich bin der festen Überzeugung“, so eloquent ist, daß er wie gedruckt ins Mikrophon zu formulieren in der Lage ist. Trotzdem ist er in seiner kurzen Amtszeit in zwei Ministerien keineswegs durch das Nutzen dieser Fähigkeit aufgefallen. Während auch der private Teil seines Lebens regelmäßig Thema der Bild-Zeitung war, erinnere ich mich nicht, ihn auch nur je in einer der vielen Polit-Talkshows gesehen zu haben, deren Langeweile oftmals auch daher rührt, daß Gäste wie Wolfgang Bosbach oder Gregor Gysi häufig zu ähnlichen Fragen über mehrere Tage hinweg in verschiedenen Kanälen auftauchen.
Zu Guttenberg ist dank seiner plötzlichen Karriere in Folge des CSU-Desaster in Bayern und des plötzlichen Rücktritts von Michael Glos in der Politikerriege ungewöhnlich jung. Junge Menschen sind meist attraktiver als ältere, zu Guttenberg gelt sich das Haar und mag Heavy Metal Musik. Sind das jetzt die Kriterien, die in den Augen des Volkes einen guten Politiker ausmachen? Der sowieso immer verhältnismäßig beliebte Frank-Walter Steinmeier stiegt in der Gunst der Bevölkerung, nachdem er seiner Frau eine Niere gespendet hatte.
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