Daß Rauchen gesundheitsgefährdend ist, steht außer Frage. Die Diskussion darüber wie auch über die als positiv empfundenen Seiten wie die Geselligkeit wird seit vielen Jahren geführt.
Der Kampf gegen das Rauchen währt ebenfalls seit vielen Jahren. Lange schon gibt es im öffentlichen Raum die Werbung mit dem Marlboro-Cowboy und vergleichbare Plakate nicht mehr. Seither geht es verstärkt um den Nichtraucherschutz, weil auch das passive Rauchen, der Aufenthalt in Räumen, in denen geraucht wird für den Nichtsraucher eine Gefahr darstellt. Die Zeiten, als der dem Glimmstengel frönenden Fraktion diese Diskussion mit Argumenten wie, Nichtraucher haben mich noch nie gestört, oder aber Nichtraucher dürften die Freiheit des Rauchers nicht einschränken, sind lange vorbei.
Den Anfang des Nichtraucherschutzes stellte das langsame Anwachsen der rauchfreien Zonen dar. Insbesondere in Büros mußten plötzlich die Raucher eine Rauchpause in einem separaten Raum einlegen. Neben der Bedeutung des Rauchens in der Freizeit waren mit dieser Praxis zwei Fragen verbunden. Erstens: wieviel Arbeitsausfall macht der Zeitverlust der Zigarettenpause aus? Das ist abhängig davon, wie lange der Raucher an einer Zigarette zieht, aber auch davon, wie viele Zigaretten er täglich raucht. Zweitens: Die Zigarettenpause ist für die Raucher auch ein kommunikativer Moment, zumeist gehen die rauchenden Kollegen nämlich gemeinsam aus dem Büro. Vom Gespräch während der Zigarettenpause ist der Nichtraucher ausgeschlossen, es sei denn, er setzte sich doch wieder dem Zigarettenqualm aus, was ja durch di räumliche Trennung von Arbeit und Rauch unterbunden werden sollte.
Später wurde diese Politik auch auf Räume ausgedehnt, die beinahe als unter freiem Himmel befindlich bezeichnet werden könnten. So ist auf Bahnhöfen seit einiger Zeit das Rauchen eben auch auf den Bahnsteigen nur noch in den markierten Zonen erlaubt. Aber eines haben alle diese Maßnahmen gemeinsam: es handelt sich um Orte, an denen die Nichtraucher gezwungen sind sich aufzuhalten. Wer arbeitet, muß sich am Arbeitsplatz befinden, wer mit dem Zug reist muß Bahnhöfe besuchen.
Interessant ist an dieser Stelle natürlich auch ein internationaler Vergleich. Rauchen war etwa lange Zeit in Frankreich so weit akzeptiert, daß es sogar in Hörsälen, Theatern und Kinos toleriert wurde, ja sogar normal war. Die wissenschaftliche Lehre und den Disput mag man auch von Seiten der Studenten noch als „Arbeit“ definieren. In öffentlichen Vorführräumen ist dies jedoch insbesondere dann unvorstellbar für deutsche Verhältnisse, wenn auch noch das Licht im Zuschauerraum abgeschaltet wird. Der Grund ist einfach: die Gefahr eines Brandes.
In den letzten Jahren geht es nun in allen Staaten Europas Schritt für Schritt der Gastronomie an den Kragen. Und hier handelt es sich nun um einen Raum, wo jeder Gast sich freiwillig aufhält, sieht man einmal ab davon, daß das Ausgehen mit Freunden oder dem Partner von Nichtrauchern die Akzeptanz des Übels Rauchen abverlangt.
In Lettland und Estland wurde das Rauchverbot in Gaststätten und Restaurants 2006 respektive 2007 eingeführt - wie in diesen Ländern üblich, ohne vorherige breite gesellschaftliche Diskussion dieses Schrittes. Aber obwohl gerade unter jungen Menschen, unter jungen Frauen das Rauchen in den baltischen Ländern sehr verbreitet ist, wurde die Einführung des Rauchverbots ohne Murren hingenommen. Anfangs munkelte man noch, daß der Beginn des Verbots im Sommer noch nicht viel darüber aussagt, wie sich die Raucher im kalten Winter verhalten würden. Aber auch hier gab es keine Probleme.
In Deutschland wiederum wäre das Verbot beinahe an den Folgen der Föderalismusreform gescheitert, kommt aber nun doch, wenn auch in unterschiedlicher Form je nach Bundesland. Es steht vermutlich eher weniger zu befürchten, daß in den Vergnügungsmeilen der Innenstädte das neue Verbot große Probleme mit sich bringt. Anders sieht es aus bei der klassischen Eckkneipe. Diese Gastronomie lebt von einem anderen Klientel als die Kneipenwirte in der Düsseldorfer Altstadt. Die meisten Gäste rauchen und viele Lokale sind technisch nicht in der Lage, Räumlichkeiten für Nichtraucher von Rauchzonen zu trennen. Hier werden die nächsten Monate zeigen, welche Folgen das neue Verbot zeitigt.
Daß eine Prohibition wenig Erfolg hat, bewies das Beispiel der USA im vergangenen Jahrhundert. Wirtschaftswissenschaftler argumentieren, ob nicht auch im Bereich der Drogenkriminalität viele Probleme aus der Welt geschaffen würden, wenn anstelle der Illegalität ein gesteuertes staatliches Handeln stünde - und diese Argumente sind alles andere als einfach von der Hand zu weisen. Das Rauchverbot in der Gastronomie wird vermutlich eher nicht das Rauchen zurückdrängen wie es die drastischen Preiserhöhungen für Zigaretten, welche die lettische Regierung in vorauseilendem Gehorsam gegenüber Brüssel bereits dieses Jahr zuläßt, ebenfalls nicht bewirken werden, so wünschenswert es gerade in Lettland angesichts des Rauchverhaltens von Jugendlichen wäre.
Aber zu einem taugt das verbot auf jeden Fall, nämlich zum Schutz der Nichtraucher. Und selbst Raucher geben zu, daß es kein Nachteil ist, daß nun nach einem Kneipenbesuch nicht alle Klamotten nach Rauch stinken und in die Waschmaschine müssen.
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