In den vergangenen Wochen und Monaten sind verschiedene Themen durch die Presse gegangen, die in irgendeiner Form etwas mit Jugend zu tun haben. Da sind natürlich zuvorderst die jüngst sich häufenden Kindestötungen zu nennen und die daraus resultierende Frage, wie der Staat vernachlässigten Kindern helfen kann. Dann war da der möglicherweise verhinderte neuerliche Amoklauf in einer Schule verbunden mit der wiederholten Frage nach der Wirkung gewaltverherrlichender Computerspiele und – last but not least – die Ergebnisse der jüngsten Pisa Studie, welcher die Debatte über das dreigliedrige Schulsystem anheizte. Außerdem wurde hier wieder häufig das Unwort vom „Migrationshintergrund“ bemüht – warum kann man eigentlich nicht einfach „ausländische Abstammung“ oder „Einwanderer“ sagen.
Alle diese Aspekte sind echte Probleme in der deutschen Gesellschaft, die so oder in ähnlicher Form auch andere westeuropäische Staaten kennen, wobei diese selbstverständlich in Ländern mit einer längeren Kolonialgeschichte ausgeprägter als in Deutschland.
Dabei wird bei der Diskussion über mögliche Reaktionen des Staates häufig nur über Maßnahmen zur Lösung gesprochen, die mit Mechanismen von Kontrolle und Bestrafung arbeiten. Insbesondere konservative Kräfte verlangen gesellschaftskonformes Handeln. Wenn also Jugendliche und Kinder nicht wie kleine Erwachsene Verständnis für Erlaubtes und Verbotenes entwickeln, so wird darauf mit Strafen reagiert und nicht hinterfragt, wieso unsere Gesellschaft dieses als Fehlverhalten eingestufte Verhalten hervorbringt. Offensichtlich nämlich produziert die deutsche, die westliche Gesellschaft diese Phänomene nicht nur, sondern das Ausmaß nimmt bedauerlicherweise – wie zu beobachten – auch eher zun.
Jugendschutz ist wichtig, aber Amokläufe in Schulen als Folge von Videospielen und Fernsehkonsum abzutun, greift zu kurz. Dabei sind auch diese Probleme hausgemacht. Neil Postman hat vor über 20 Jahren vorhergesehen, was die Einführung des Privatfernsehens mit sich bringt; und auch in Deutschland wurde gewarnt. Nun ist es die damals federführende CDU, welche die bittersten Krokodilstränen weint. Helmut Kohl war dem Irrtum aufgesessen, Privatkanäle würden der CDU dienen. Natürlich mag man zugestehen, daß sich insbesondere in einem immer stärker zusammenwachsenden Europa, im Rahmen der Globalisierung und des technischen Fortschritts eine Insel ohne Privatsender nicht hätte umsetzen lassen.
Abgesehen davon, daß die Frage erlaubt seien muß, woher sich minderjährigen Schüler Waffen besorgen können, ist eine Beschäftigung mit der Frage viel wichtiger, warum laufen Schüler plötzlich Amok?
Vielleicht liegt die Antwort in einem internationalen Vergleich. In den USA beispielsweise passiert Vergleichbares entschieden häufiger als in Deutschland. Und erst kürzlich ist es sogar im skandinavisch-friedlichen Finnland vorgekommen – zur tiefsten Erschütterung der ganzen Nation. Dabei sollte sicher nicht verschwiegen werden, daß es immer auch Nachahmungstäter gibt. Auf viele Ideen muß der Täter erst einmal gebracht werden. So gibt es schon sehr lange Graffity, aber das Zerkratzen von Fensterscheiben ist dagegen eine jüngere Idee. Und in vielen osteuropäischen Staaten gibt es einstweilen entschieden weniger Graffity als im Westen. Die Ursache ist aber weniger darin zu suchen, daß die Jugendlichen dort bravere oder angepaßtere, also besser erzogen wären; angesichts der sozialen Umstände und der Einkommenssituation haben sie für Sprühdosen einfach kein Geld. Was ohne besondere Anschaffungen möglich ist, geschieht auch dort. Telefonzellen werden ganz insbesondere in Lettland andauernd zerstört, wo sie tatsächlich noch Häuschen sind, nicht wie in Deutschland oder Estland, wo es an öffentlichen Fernsprechern weniger zu zerstören gibt. Doch auch dies geschieht natürlich.
Was sind nun die Ursachen, und wo liegen mögliche Lösungen? Oberflächlich betrachtet auffällig ist, daß unter jugendlichen Straftätern immer wieder Personen mit dem Migrationshintergrund auffällig sind. Populisten veranlaßt dies regelmäßig zu Forderungen, diese Missetäter auszuschaffen. Aber diese Maßnahme wird schwieriger, da zahlreiche Herkunftsländer inzwischen zur EU und zum Schengen-Raum gehören.
Aber es gibt noch eine andere Auffälligkeit. Selbstverständlich kommt es vor, daß Jugendliche sich beweisen wollen, Mutproben von der Gruppe abverlangt werden. Dennoch ist die Ursache in erster Linie Perspektivenlosigkeit. Es fehlt im Leben eine Chancengleichheit, die schon durch den ungleichen Zugang zu Bildung induziert wird. Und das liegt nicht nur im vielfach gescholtenen deutschen Schulsystem begründet, dem vorgeworfen wird, nach der vierten Klasse zu früh zu selektieren. Ausschlaggebend ist auch das häusliche Umfeld, welches in der Zeit vor der Einschulung prägend ist. Dies wird mit einem weiteren Unwort benannt: bildungsferne Schichten.
Dabei kann nicht behauptet werden, daß die diesen Problemen zugrunde liegenden Aspekte nicht erkannt würden. Fehlende Förderung der Kinder bis hin zu Kinderarmut ist nichts weiter als ein Folgeproblem anderer sozialpolitischer Themen.
Die nun auch von Familienministerin von der Leyen geforderte regelmäßige Pflichtuntersuchung mag in vielen Fällen eine – mitunter gewaltsame – Vernachlässigung von Kindern ans Licht bringen, ändert aber nichts an ihren Startchancen ins Leben, die wesentlich verknüpft sind mit einem traditionellen Familienbild, wie es das christliche Weltbild der CDU beinhaltet, daß nämlich die Eltern die Kinder erziehen sollen.
Da kann sich Deutschland vielleicht in Skandinavien einige Ideen abgucken, wo Bildung und Karriere entschieden weniger durch soziale Herkunft geprägt ist. Niemand spricht den Eltern das Recht ab, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen und sie auch über ihr Weltbild zu informieren. Aber soziales Verhalten lernt der Nachwuchs nicht in jeder Familie gleich – gut.
Alle diese Aspekte sind echte Probleme in der deutschen Gesellschaft, die so oder in ähnlicher Form auch andere westeuropäische Staaten kennen, wobei diese selbstverständlich in Ländern mit einer längeren Kolonialgeschichte ausgeprägter als in Deutschland.
Dabei wird bei der Diskussion über mögliche Reaktionen des Staates häufig nur über Maßnahmen zur Lösung gesprochen, die mit Mechanismen von Kontrolle und Bestrafung arbeiten. Insbesondere konservative Kräfte verlangen gesellschaftskonformes Handeln. Wenn also Jugendliche und Kinder nicht wie kleine Erwachsene Verständnis für Erlaubtes und Verbotenes entwickeln, so wird darauf mit Strafen reagiert und nicht hinterfragt, wieso unsere Gesellschaft dieses als Fehlverhalten eingestufte Verhalten hervorbringt. Offensichtlich nämlich produziert die deutsche, die westliche Gesellschaft diese Phänomene nicht nur, sondern das Ausmaß nimmt bedauerlicherweise – wie zu beobachten – auch eher zun.
Jugendschutz ist wichtig, aber Amokläufe in Schulen als Folge von Videospielen und Fernsehkonsum abzutun, greift zu kurz. Dabei sind auch diese Probleme hausgemacht. Neil Postman hat vor über 20 Jahren vorhergesehen, was die Einführung des Privatfernsehens mit sich bringt; und auch in Deutschland wurde gewarnt. Nun ist es die damals federführende CDU, welche die bittersten Krokodilstränen weint. Helmut Kohl war dem Irrtum aufgesessen, Privatkanäle würden der CDU dienen. Natürlich mag man zugestehen, daß sich insbesondere in einem immer stärker zusammenwachsenden Europa, im Rahmen der Globalisierung und des technischen Fortschritts eine Insel ohne Privatsender nicht hätte umsetzen lassen.
Abgesehen davon, daß die Frage erlaubt seien muß, woher sich minderjährigen Schüler Waffen besorgen können, ist eine Beschäftigung mit der Frage viel wichtiger, warum laufen Schüler plötzlich Amok?
Vielleicht liegt die Antwort in einem internationalen Vergleich. In den USA beispielsweise passiert Vergleichbares entschieden häufiger als in Deutschland. Und erst kürzlich ist es sogar im skandinavisch-friedlichen Finnland vorgekommen – zur tiefsten Erschütterung der ganzen Nation. Dabei sollte sicher nicht verschwiegen werden, daß es immer auch Nachahmungstäter gibt. Auf viele Ideen muß der Täter erst einmal gebracht werden. So gibt es schon sehr lange Graffity, aber das Zerkratzen von Fensterscheiben ist dagegen eine jüngere Idee. Und in vielen osteuropäischen Staaten gibt es einstweilen entschieden weniger Graffity als im Westen. Die Ursache ist aber weniger darin zu suchen, daß die Jugendlichen dort bravere oder angepaßtere, also besser erzogen wären; angesichts der sozialen Umstände und der Einkommenssituation haben sie für Sprühdosen einfach kein Geld. Was ohne besondere Anschaffungen möglich ist, geschieht auch dort. Telefonzellen werden ganz insbesondere in Lettland andauernd zerstört, wo sie tatsächlich noch Häuschen sind, nicht wie in Deutschland oder Estland, wo es an öffentlichen Fernsprechern weniger zu zerstören gibt. Doch auch dies geschieht natürlich.
Was sind nun die Ursachen, und wo liegen mögliche Lösungen? Oberflächlich betrachtet auffällig ist, daß unter jugendlichen Straftätern immer wieder Personen mit dem Migrationshintergrund auffällig sind. Populisten veranlaßt dies regelmäßig zu Forderungen, diese Missetäter auszuschaffen. Aber diese Maßnahme wird schwieriger, da zahlreiche Herkunftsländer inzwischen zur EU und zum Schengen-Raum gehören.
Aber es gibt noch eine andere Auffälligkeit. Selbstverständlich kommt es vor, daß Jugendliche sich beweisen wollen, Mutproben von der Gruppe abverlangt werden. Dennoch ist die Ursache in erster Linie Perspektivenlosigkeit. Es fehlt im Leben eine Chancengleichheit, die schon durch den ungleichen Zugang zu Bildung induziert wird. Und das liegt nicht nur im vielfach gescholtenen deutschen Schulsystem begründet, dem vorgeworfen wird, nach der vierten Klasse zu früh zu selektieren. Ausschlaggebend ist auch das häusliche Umfeld, welches in der Zeit vor der Einschulung prägend ist. Dies wird mit einem weiteren Unwort benannt: bildungsferne Schichten.
Dabei kann nicht behauptet werden, daß die diesen Problemen zugrunde liegenden Aspekte nicht erkannt würden. Fehlende Förderung der Kinder bis hin zu Kinderarmut ist nichts weiter als ein Folgeproblem anderer sozialpolitischer Themen.
Die nun auch von Familienministerin von der Leyen geforderte regelmäßige Pflichtuntersuchung mag in vielen Fällen eine – mitunter gewaltsame – Vernachlässigung von Kindern ans Licht bringen, ändert aber nichts an ihren Startchancen ins Leben, die wesentlich verknüpft sind mit einem traditionellen Familienbild, wie es das christliche Weltbild der CDU beinhaltet, daß nämlich die Eltern die Kinder erziehen sollen.
Da kann sich Deutschland vielleicht in Skandinavien einige Ideen abgucken, wo Bildung und Karriere entschieden weniger durch soziale Herkunft geprägt ist. Niemand spricht den Eltern das Recht ab, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen und sie auch über ihr Weltbild zu informieren. Aber soziales Verhalten lernt der Nachwuchs nicht in jeder Familie gleich – gut.
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