Donnerstag, 9. Oktober 2008

Was ist das schon wieder: Kiiking?

Dieses Wort klingt wie der Begriff für einen neuen Straftatbestand – Stalking oder eine neu erfundene Sportart. Alles in der Regel eine Anleihe aus dem Englischen. Die Annahme mit dem Sport ist zutreffend, aber die bezeichnung kommt nicht aus dem Englischen, sondern aus dem Estnischen und bedeutet Schaukeln.
Schaukeln eine Sportart? Haben in Estland Kinderspielplätze und Sportplätze fusioniert? Keineswegs. In Estland ist Schaukeln nicht nur ein Kinderspaß und es wird viel geschaukelt. An Stränden und in Parks oder Naturschutzgebieten stehen überdimensionale Schaukeln aus Holz, auf denen problemlos zehn Erwachsene Platz haben. Da diese Konstrukte das ganze Jahr über bei Wind und Wetter im Freien stehen, ächzt es regelmäßig verdächtig beim Schaukeln, aber bislang wurde von nennenswerten Unfällen nicht berichtet.
Da diese Schaukeln schon im benachbarten Lettland weniger bekannt sind, verwundert es wenig, daß gerade die Esten daraus einen Sport machen. Daher auch der Name. „Kiik“ heißt Schaukel, „kiikuma“ schaukeln und Kiiking ist eben das Schaukeln – obwohl das korrekt substantivierte Verb „kiikumine“ heißt. Es gibt sogar einen Weltmeister im Schaukeln, der heißt Andrus Ääsmäe und kommt natürlich auch aus Estland. Davon berichtet nunmehr sogar der Spiegel online.
Aber wenn Schaukeln nun ein Sport ist, in dem sogar Wettbewerbe stattfinden, wo liegt dann die Leistung, die sich messen und vergleichen läßt? Schaukeln ist eben doch nicht gleich Schaukeln. Es geht beim Kräftemessen um den Überschlag. Die Wettbewerbschauekeln sind denn auch andere als jene, die vielerorts an öffentlichen Plätzen in Estland zu finden sind.
Ääsmäe erklärt im Interview, wie man sich zum Weltmeister aufschaukelt. Während der Bewegung nach unten müsse man in die Knie gehen und sich dann blitzschnell am tiefsten Punkt wieder aufrichten, um Schwung zu holen. Dabei liege die Anstrengung eben vor allem darin, den Körper aus den Beinen hochzustemmen, während gleichzeitig die Eingeweide nach unten sacken.
Auf jeden Fall, so Ääsmäe, mache Schaukeln süchtig. Und es sei doch toll, ohne Drogen in den Himmel zu fliegen. Die Gefahr betreffend berichtet der Weltmeister nur von einem gebrochenen Handgelenk bei einem Athleten, der vor der Akrobatik doch nicht auf flüssiges Doping hatte verzichten wollen.

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