Samstag, 22. Dezember 2007

Aktiva und Passiva

Schuldenfalle! Wir leben auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Solche Behauptungen und Schlagworte kann man in den Medien häufig hören. 1983 machte die CDU vor der Bundestagswahl Stimmung für sich mit dem Slogan, die SPD-Schulden müßten abgebaut werden, nur sieben Jahre später begann das Versteckspiel der Schuldenspirale durch die Ausgliederung in andere Haushalte wie etwa den der Treuhandanstalt.
Unbedarften könnte bei diesen Schlagzeilen Angst und Bange werden, wie soll das bloß weitergehen, wenn wir es kaum schaffen, die Neuverschuldung zu bremsen? Und was bedeutet eigentlich Neuverschuldung? Neuverschuldung bezeichnet jene Summe an Krediten, die über den vorhandenen Schuldenberg hinaus zusätzlich aufgenommen, also neu werden.
Aber ist es richtig, soviel schwarz zu malen? Was sind eigentlich Schulden? Natürlich sind Schulden zunächst einmal Summen, die ausgegeben werden und die Einnahmen übersteigen, folglich wird streng genommen künftiges Einkommen ausgegeben. Was kann man gegen Verschuldung tun?
Das ist etwas, was sich durchaus mit einem Privathaushalt vergleichen läßt. Wer Schulden macht, hat offenbar nicht genug finanzielle Mittel zur Verfügung, um zu beschaffen, was benötigt und / oder gewünscht wird. Und dagegen kann man natürlich zwei Strategien einsetzen. Auf der einen Seite steht Sparsamkeit, also weniger ausgeben. Aber auf der anderen Seite könnte man auch einfach bemüht sein, mehr einzunehmen. Im Falle des Staates bedeutet dies natürlich, die Steuern müssen erhöht werden.
Schon ergibt sich eine weitere Frage: wie kann es sein, daß man ausgeben kann, was man gar nicht hat? Und die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach, denn ausgegeben wird, was andere haben. Der Makler, dessen Geschäft dieser Vorgang ist, heißt Bank. Damit aber wird eines klar: Keineswegs wird ausgegeben, was gar nicht da ist, ausgegeben wird vielmehr, was andere einstweilen zur Befriedigung ihres Bedarfes und / oder Wünsche nicht benötigen! Und das konterkariert doch ein wenig die eingangs erwähnten Panikmache vom Leben auf Kosten von Kindern und Kindeskindern. Der Staat umverteilt also de facto mit einem Wechsel auf die Zukunft.
Und deshalb läßt sich summa summarum nur ein Schluß ziehen: Es kann mit diesem Wechsel nichts Schlimmeres passieren als das, was die entwickelten Länder mit vielen Entwicklungsländern bereits machen, nämlich die Schulden erlassen. Das käme vom Staat aus betrachtet einer Enteignung jener gleich, deren einstweilen nicht benötigte finanzielle Mittel als Darlehen durch den Staat ausgegeben wurde. Wie war das noch gleich mit höheren Steuern?
Freilich stimmt diese Logik nicht allumfassend. So wird der Löwenanteil der Kredite, die in den postsozialistischen Staaten Osteuropas über Kredite ins Land fließt, eben nicht durch inländische Einlagen gedeckt. Die Banken gehören ausländischen Konzernen und die Einlagen stammen aus den Herkunftsländern der Banken. Aber es gibt in diesen Staaten noch einen weiteren Unterschied zu den hochverschuldeten westeuropäischen Staaten: Schuldner sind in Osteuropa allem voran die Privathaushalte und weniger der Staat. Die öffentlichen Haushalte sind etwa in den baltischen Staaten weitgehend ausgeglichen.
Übrigens, hiermit soll in keinster Weise sozialistischen Modellen das Wort geredet werden, eine Neiddebatte ist hier fehl am Platze. Aber dieser Umstand hat vielleicht trotzdem etwas mit der „gefühlten Gerechtigkeitslücke“ zu tun.

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